Kleine Geister

 

Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind,

und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt.

William Shakespeare

 

 

 

 

 

Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras (Psalm 103)

 

Getrocknetes Gras, auf dem Blatt fixiert, entwickeln sich zu Grafiken von luftiger Leichtigkeit.

Das Material wird zum Strich, der Strich zum Torso – entwaffnend einfach und doch so sinnlich. Das Werden und Vergehen der Natur zeigt sich auch im Trocknungsprozess des Ausgangsmaterial, gelbe und grüne Stängel geben Tiefe und Substanz.

 

Holger Crump, Journalist

 

 

 

 

LIEBESGedichte in die Erde gelegt 

 Gedanken der Erde schenken

"Die Erde: ein gewaltiger Akkord!" Ernst-Joachim Berendt in "Nada Brahma - die Welt ist Klang

 

 

 

 

 


 

 

STRICKSTÜCKE

 

Meine Serie STRICKSTÜCKE; entstanden im Sommer 2019 in Stiflisdalur,  sind Stein- und Pflanzenlegearbeiten mit Materialien, die ich in Stiflisdalur gefunden habe und eine eigene

Sicht auf den Mikrokosmos Island werfen. Die Landschafts-Fotos zeigen den Blick aus unserem Haus und   spiegeln die Stimmung wieder, in der die Arbeiten enstanden sind.

 

Nicht nur den glücklichen Moment des Tuns will ich zeigen, auch die Unermesslichkeit der Schönheit.

 

 

Margret Schopka (temporäre Inszenierung) lenkt in bemerkenswerter Weise den Blick auf Mikro und Makro. Ihre Arbeiten sind konzeptionell und sinnlich zugleich und beschäftigen sich mit Landschaften im doppelten Wortsinn. Sie entnimmt ihrer Umgebung Material und Fundstücke und kreiert daraus neue Landschaften, die alsbald wieder dem Wandel und der Auflösung anheimfallen. Dieses Werden und Vergehen setzt Schopka nicht nur poetisch und feinsinnig um, ihre Art der temporären Kunst spiegelt zugleich Sichtweisen unserer Zeit.

Pressetext der GEDOK zu meiner Arbeit STRICKSTÜCKE

 Preisträgerin GEDOKFormART 2020 Elke und Klaus Oschmann Preis

 

 

 

 

 

 

INTARSIA

 

Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich  jedes Jahr in Island. Für in situ Arbeiten habe ich  Sand, Vulkanasche  entdeckt. So entstand die Serie „Intarsien“. Entstanden aus einer Landschaft im ständigen Wandel zeigen sie unwiederholbare Momente.

 

Stille und Einsamkeit, die Kraft der Natur und die Schönheit und Kargheit der Landschaft mit ihren besonderen Bergformationen reizen mich zu diesen minimalistischen Anmerkungen an die Natur.

 

For more than twenty years I have been working in Iceland each year.

Especially for in situ works I have discovered sand and coffeeground

That is how the series "Intarsia" was born. Created out of a landscape in constant change they represent unique moments in time.

The loneliness and tranquillity, the power of nature and the beauty and barrenness of the landscape with its exceptional mountain formations inspire my work as minimalistic comments thereupon.

 

 

Margret Schopka is working over the years in Nature and is using a very special medium. Her steps into the landscape and here in Iceland are very subtle. She uses her personal and very intimate print. She is the pattern or patterns walking into space with a lace.

The floral carpet she is using adds to these Icelandic landscapes a poetic song. On streets and paths, sometime on the snow she spreads her printings, often made of coffee ground, sand or similar material. Her personal sign says - here I am- and is a sign of human ephemeral life in this eternal countryside.

Carlotta Brunetti, Künstlerin

 

 

Wie teure Brüsseler Spitze ziehen sich filigrane Muster über glatte, sanft gewölbte Felsrücken, bis der Wind den schwarzen Sand  verweht. Üppig geschwungene florale Ornamente, gestreut aus Mehl, liegen matt-weiß auf glitzerdem Schnee, der seinerseits auf flachen Steinen ruht. Entlang der natürlich gewundenen Schneekante bildet das Ornament, das einem Musterkatalog von Renaissance-Textilien entlehnt sein könnte, eine sonderbare Einheit von Kunst und Natur, bis die Sonne den Schnee und damit das Kunstwerk zum Verschwinden bringt.

Auszug aus dem Artikel von Leonore Welzin, Journalistin, anl. meiner Ausstellung "Intarsia" im RAUM FÜR KUNST

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arbeiten In situ mit Kaffeesatz  auf dem Weg und in Sils Maria, 2014 und 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

VOM WIND GETRAGEN

 

In der Serie „Vom Wind getragen" treibt Margret Schopka das Prinzip ephemerer Kunst auf die Spitze – fotografiert Tischdecken im Spiel des Windes, der stetig auf Island bläst. Und hinterfragt so das Wesen des Augenblicks, das Wesen der Zeit. Eine lyrische Parabel für die Vergänglichkeit.

Holger Crump, Journalist

 

 

 

 

 

 

Fuglaþufa 2018-2022

 

Fuglaþufa sind charakteristisch für Island und prägen die Landschaft des Landes. Sie sind weit sichtbar und krönen, wie Brustwarzen, Hügel und Berge. In hunderten von Jahren und durch Generationen von Vögeln, die ihren Schiss, durchtränkt von allerlei Samen, immer an den gleichen Stellen hinterlassen, enstehen diese wundersamen Gebilde aus Gras. Und wenn der Mensch nicht alles zerstört, so werden von den Vögeln im Laufe der Jahrtausende Türme errichtet.

 

 

 

 

 

Tischinstallationen "LANDNAHME" in Stiflisdalur/Island 2016-2022

 

 

 

 

 

 

 

BEI MEINEN FREUNDINNEN ZUM KAFFE

 

 

Über den Zeitraum der Jahre 2012-2017 trinkt, siebt und fotografiert Margret Schopka „Kaffee“ im Rahmen ihrer aktuellen Work-in-Progress-Arbeit. Ihr Konzept  bedient sich eines Rituals: die Verabredung zum Kaffee mit der Freundin. Sie verabredet sich nicht am unpersönlichen Ort, sondern in der Intimität des Zuhause ihrer jeweiligen Gastgeberin. In der kurzen Zeitspanne, während der frische Kaffee zubereitet wird, siebt sie kalten Kaffeesatz über ein Tischtuch aus Spitze, das die Gastgeberin zur Verfügung stellt. Die Spitzendecke, ein Relikt feiner Tischkultur, wird zur Braunpause dieser Kunst-Schöpfung. Ähnlich der Schönheit und Flüchtigkeit eines Mandalas, entsteht ein filigranes Gebilde von vergänglichem Zauber. In Kaffeegeruch gebettete Begegnungsfreude oder schon ein Stück Erinnerung?

Die Freundinnen trinken zusammen Kaffee - für die Dauer der Kaffeepause existiert die Arbeit in situ. Dann wird sie fotografiert und weggefegt.

Susanne Geuer

 

Over the course of the year 2012-2017, Margret Schopka drinks, sieves, and photographs 'Coffee' as part of her most recent work-in-progress project. Her concept is based on a ritual – meeting up for a coffee with a friend. Rather than choosing an impersonal place for the meeting, she seeks the intimacy of the home of her respective hostess. While the fresh coffee is being prepared, she sifts cold coffee grounds over a lace table cloth that her host has provided. The lace cloth – a relict of fine table culture – is transformed into a printing screen for this art creation. Similar to the beauty and transience of a mandala, a filigree structure of ephemeral magic emerges.
The friends drink coffee together, and for the duration of the coffee break, the work exists in situ. Then it is photographed and swept away.
Susanne Geuer

 

 

 

 

SOZIAL GEPRÄGTER NATURRHYTHMUS

 

Margret Schopka verwendet filigrane, nach strengen Regeln gehäkelte, dekorative Spitzendecken, wie wir sie von unseren Großmüttern her kennen. Sie übersetzt diese in das Medium einer Landartzeichnung. Schon seit einiger Zeit verarbeitet sie Naturmaterialien zu ornamentalen Teppichen und weitgreifenden Landschaftsarbeiten. Eine dunkelbraune Ornamentalik, entstanden aus Kaffeesatz von unzähligen Kaffees, den sie über Spitzendecken siebte. „Braunpause“ nennt sie die Züricher Arbeit der Serie „bei meinen Freundinnen zum Kaffee“ Der Farbkontrast des Kaffees zum Boden betont als Negativ die ornamentalen Gestaltungsprinzipien der Häkelspitze. Harmonisch verbindet die dunkle und duftende Zeichnung den Innen- und Außenraum. Tischkultur und Landartkunst, den Ort Remise und die Menschen hier und aktiviert Erinnerungen an das Zusammensein mit Freunden und Familie. Der Naturrhythmus wird topo-grafisch und sozial geprägt. Nur Fotos werden die Arbeit überdauern.

Sandra Winiger, Kunsthistorikerin und -vermittlerin, Kunsthaus Zug

 

 

 

 

 

 

 

 

TAUSENDBLÜTENTEPPICHE

 

 

Auf einfühlsame Weise verarbeitet Margret Schopka in ihren Arbeiten technisch erstellte Bodenbeläge, die sie „häutet“ und skelettiert und meist von der Unterseite zeigt. Die geschäumten, von Alterungs- und Nutzungsspuren gezeichneten Böden nimmt sie als Untergrund ihrer zarten, aus Blüten und Textilfragmenten erstellten Collagen. Großangelegte, zuweilen geometrische Formen konstatieren mit spielerisch ausgelegten Arabesken oder floralen Motiven. Trotz der im Objekt vereinten Gegensätze strahlen gerade die als „Tausendblumenteppicheteppiche“ bezeichneten großformatigen Werke eine große Ruhe und auch Leichtigkeit aus. Verbundenheit mit Erden, Pflanzen und dem Sein ist ein Kennzeichen dieser poetischen Werke:

Dr. Petra Öelschlägel

 

Blüten

   
   

 

Den burgundischen Herzögen im 15. Jahrhundert schien das Paradies mit all den Blumen ihrer Welt auf Tapisserien und Tausendblumenteppichen weiter zu bestehen.

Nun, auf der uns zugewandten Unterseite von Auslegware leuchten die Farben eigentümlich ausgeblichen: Natürlich-morbide und künstlich-fahl. Blütenblätter, Acryl, Moos und Stoff transformieren sich auf dieser Grenzschicht in eine gleichzeitig unromantische, analytische und intuitive Welt, die der Betrachter mit eigenen Gedanken erkundet.

Memento Mori:

Unter dem verschlissenen Bodenbelag liegt kein Strand. Wir können uns eine Liebesblume noch vorstellen, aber in den Gärten unseres Jahrhunderts erblühen gentechnisch programmierte Hybride. Heute fragen wir,  welche Gensequenz manipuliert wurde, ob die  Blüte eine Blüte oder ob sie eine Blüte im Sinne einer Fälschung ist, ob sie infektiös sein könnte, und ob die Früchte, so gestört wir die Welt hinterlassen, uns noch wohl gesonnen sein werden.

Es ist hier jedoch mehr wahrgenommen als das sonst nur Gekippte und Gekehrte: Alle Blätter welken im Übergang zu neuer Blüte. Ohne das Vergehende können neue Geschöpfe nicht entstehen. Im Zerfall, in vergessenen Orten, im Verblassen liegt melancholische Schönheit.

Was tun? Könnte ich an einem Garten arbeiten, dessen Blumen und Blüten eine Lust sind?

 

Volker Hamann

 

 

 

 

 

 

 

Cafébesuche

 

 

Ich liebe es, auf meinen Reisen in schönen Cafés einen Cappuccino zu trinken. Während dieser Zeit streue ich ein kleines Gebilde aus Kaffeesatz auf den Tisch und verändere für einen kurzen Moment die Atmosphäre des Raumes, nur für mich fühl-und sichtbar.

Nachdem ich meinen Cappuccino getrunken habe, löse ich es wieder auf, nur ein Foto bewahrt diesen Augenblick

 

 

 

 

 

 

 

AUF MEINEN WEGEN

 

Wenn  ich durch die Landschaft gehe, greife ich immer wieder minimalistisch in die Natur ein. Ich markiere Orte ,  hebe sie hervor und spüre ihren spezifischen Besonderheiten nach. Filigrane Muster aus Kaffeesatz  verändern für kurze Zeit einen Ort. Es bleiben nur fotografische Erinnerungen.

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Had I the heavens’ embroidered cloths,

Enwrought with golden and silver light,

The blue and the dim and the dark cloths
Of night and light and the half-light,
I would spread the cloths under your feet:
But I, being poor, have only my dreams;
I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(Yeats)
 
Hätt ich des Himmels reichbestickte Tücher,
bestickt aus Golden- und aus Silberlicht,
die dunklen, die blauen und die hellen Tücher,
aus Nacht, aus Tag und aus der Dämmerung,
legt ich die Tücher dir zu Füßen.
Doch ich bin arm und habe nichts als Träume,
so leg ich meine Träume dir zu Füßen.
Tritt leise, denn du trittst auf meine Träume
(Yeats)
 

 

 

 

 

 

Lyrische Verschmelzung

 

Wesentlich zarter erscheint die Gruppe Lyrischer Verschmelzungen die seit etwa 2020 entstanden sind. Hier scheinen Blüten und Blätter spielerisch und auf wundersame Weise zusammengefügt und sich schwerelos in den Raum zu wölben. Diese Kompositionen im Hochformat, die auf einer Kleisterfläche arrangiert werden, muten gelegentlich wie Spitzenbustiers oder -kleider an, und bestehen zumeist im oberen Teil aus Blüten auf Spitzenmaterial und im unteren aus Blättern. Die Farbigkeit der verschiedenartigen Pflanzen gleicht sich an, was die Künstlerin unterstreicht, indem sie auch hier den magischen Stoff aufstreut, der in ihrem Werk häufig zum Einsatz kommt: Mit Kaffeesatz bildet sie Muster auf der transparenten Kleisterfläche, die erst im Trocknungsprozess ihre endgültige Form annimmt.

Dr. Petra Oelschlägel

 

 

 

 

 

 

 

Objekte aus Folien, Rückseiten von Teppichboden collagiert mit Blütenblättern Spitzen, Plastikdecken, 2016/2023

 

 

 

 

 

LICHTBILD.IS

 

Margret Schopka kombiniert  stimmungsvolle, wolkenverhangene Landschaftsfotografien mit Materialassemblagen, die die Eigenarten der jeweiligen Orte betonen. Margret Schopka schaut hierbei der Landschaft tief unter ihre dünne Haut, legt Schichtungen und Verwerfungen frei.

Erstaunlicherweise erinnert diese Perspektive an Aufnahmen der Erde aus dem All, wenn die verblüffend dünne, fragile Atmosphäre des Planeten zu sehen ist oder an Eisberge, deren Masse sich etwa zweidrittel unter Wasser befindet.

 

Sofort entwickelt sich eine komplexe Bildsemantik, wenn einerseits die Ansicht von der Fläche in den Raum kippt, um wiederum zu einer flächigen Malerei zurückgeführt zu werden, die nichts weiter ist als abstrakte Malerei. Das künstlich Geschaffene wird der Natur entgegengesetzt, wobei die Natur selbst schon wieder Mimesis in Form von Fotografie ist. Natura naturans versus natura naturata. Margret Schopkas analytische Sichtweise hat hingegen nichts mit einer vermeintlichen romantischen Haltung zu tun. Nichtsdestoweniger sind ihre Arbeiten in der Lage, Orte magisch aufzuladen.

Dr. Stefani Lucci

 

 

 

 

 

 

 

PREZIOSEN

 

Samenkapseln Glassplitter, Gold- und Silberdraht

 

 

 

 

 

 

Die Schönheit der Vergänglichkeit  in 5 Bildern

 

 

 

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© Margret Schopka